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Familiengeheimnisse

 

 

Ein etwa 600 Jahre altes Buch, geschrieben in einer unlesbaren Schrift und voller rätselhafter Zeichnungen - das ist der Stoff, der Kryptologen in aller Welt schon seit Jahrzehnten entweder begeistert oder zur Verzweiflung treibt.

 

Die spätmittelalterliche Handschrift mit der Bezeichnung Beinecke MS 408 - weltweit besser bekannt unter dem Begriff "Voynich Manuskirpt" - ist bis heute nicht entschlüsselt, noch ist etwas über den Ort ihrer Entstehung oder ihren eigentlichen Zweck bekannt. Zahllose Theorien kursieren über das „rätselhafteste Buch der Welt“, von denen die meisten nicht einmal annähernd ernst zu nehmen sind und auf die ich hier deshalb auch nicht eingehen werde.

 

Es ist nur allzu verständlich, dass der Anblick von sehr fremdartigen, scheinbar völlig unbekannten Pflanzen und badenden Nymphen in bizarren Röhren dazu verleitet, eine ebenso mysteriöse Entstehung des Voynich Manuskripts anzunehmen und dabei den Blick auf die Realität zu verlieren. Sieht man jedoch genauer hin, kann man erkennen, dass die Darstellungen für sich genommen gar nicht so rätselhaft sind. Die Kombination einer äußerst eigenwilligen Bildersprache und einer stark verfremdeten, individualisierten Schrift ist es, die das ganze Manuskript zu einem einzigartigen und höchst faszinierenden Bilderrätsel macht, dem man sich nur schwer entziehen kann, wenn man einmal seinem Charme erlegen ist.

 

Die Frage, um was für eine Art Buch es sich bei dem Voynich Manuskript überhaupt handelt, ist aus kodikologischer Sicht nicht schwer zu beantworten. Es handelt sich um eine Sammelhandschrift aus dem frühen 15. Jahrhundert, wenn auch um eine sehr ungewöhnliche für die es unter den mittelalterlichen Codices keinen Vergleich gibt. Die spannendste Frage ist jedoch die, warum es so raffiniert verschlüsselt ist, dass es seine Geheimnisse über Jahrhunderte sicher verbergen konnte.

 

Wer also hatte vor 600 Jahren sowohl ein starkes Motiv als auch die Mittel, ein solches Werk auf kostbarem Pergament in Auftrag zu geben? Ein umher ziehender Quacksalber dürfte es kaum gewesen sein, denn der hatte weder das Geld noch die Zeit dafür und sah lieber zu, dass er verschwand, bevor seine Kundschaft wieder zu Bewusstsein kam. Falls sie das je wieder tat. Den Klerus kann man auch ausschließen, denn es gibt im Manuskript bis auf ein winziges Kreuz keinerlei religiöse Symbolik. Unter den Menschen, die damals lesen und schreiben konnten, bleibt also nur noch der Adel oder das aufstrebende Patriziat. Und hier findet sich beides: Geld und Motiv. In diesen Kreisen ist das Motiv ebenfalls nicht schwer zu erraten. Es ging um die Bewahrung von Familiengeheimnissen, von Rezepturen, womöglich auch Pestmittel mit denen viel Geld zu verdienen war, aber auch um Horoskope und geheime Zaubersprüche – also alles was man in den sogenannten Hausbüchern der Reichen jener Zeit findet.

 

Im Voynich Manuskript fällt natürlich sofort auf, dass neben Kräutern, Horoskopen und Rezepturen in der Hauptsache um Frauen und seltsame balneologische Rituale geht. Dies steht in keinem Widerspruch zu der Idee, dass es sich bei diesem Codex um ein Hausbuch handelt, ganz im Gegenteil, denn die Herstellung von Tinkturen, Salben und Räucherwerk für wohlhabende Damen war sicher ein lukratives Geschäft.

 

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich bei dieser außergewöhnlichen Handschrift um das streng geheime Hausbuch der ebenso außergewöhnlichen Familie der Vintler auf Burg Runkelstein in Tirol handelt. Es gibt eine ganze Menge von frappierenden Indizien, die genau das nahelegen und die ich auf der Seite „Skriptorium“ Schritt für Schritt erläutern werde.

 

Selbstverständlich ist diese Überlegung erst einmal nur eine Arbeitshypothese und keine fest zementierte Theorie oder gar unumstößliche Beweisführung. Solange ich nicht etwas entdecke, das mich selbst widerlegt, bleibt sie jedoch meine Ausgangsbasis für die wichtigste Arbeit, nämlich die paläografische Analyse der Schrift. Die kodikologischen und ikonografischen Betrachtungen sind wesentlich für eine Lokalisierung des Entstehtungsortes und damit der Sprache, die dem Text mit größter Wahrscheinlichkeit zugrunde liegt, denn ohne die Kenntnis dieser Sprache kann eine Entzifferung nicht gelingen.

 

Da ich mich erst seit relativ kurzer Zeit intensiv mit diesem Codex beschäftige, ist es mir natürlich vollkommen unmöglich, all die Diskussionen in Blogs und Foren zu kennen, die teilweise schon seit fast zwei Jahrzehnten im Internet geführt werden. Für meine eigene Interpretation dieser Handschrift ist dies auch völlig unwichtig, denn meine Arbeit bezieht sich in keinem einzigen Punkt auf vorangehende Theorien oder Beiträge anderer Autoren. Wer sich für die Geschichte des Manuskripts interessiert oder Details über Pergament, Farben etc. wissen will, dem sei die sehr umfangreiche website des Voynich-Experten René Zandbergen sehr empfohlen, auf der man alles erfahren kann, was es an Fakten über das Manuskript zu wissen gibt (http://voynich.nu/).

 

Alle Abbildungen (auch in Ausschnitten) aus dem MS 408 sind den Scans entnommen, die die Beinecke Rare Books and Manuscripts Library an der Yale Universitiy im Internet zum Download zur Verfügung stellt. Für alle anderen Abbildungen werden die Quellen jeweils explizit genannt, ebenso für Textquellen, Zitate und Referenzen. Auf der Seite "Bibliothek" findet sich eine Referenzliste, die bei Bedarf laufend ergänzt wird. Die Seite "Skriptorium" ist der Ort, an dem ich meine Theorie vorstelle und erläutere. Für Anregungen und Kritik steht ein Kontaktformular zu Verfügung.

 

Meine Arbeit über das Voynich Manuskript ist keinesfalls abgeschlossen, sondern als "work in progress" zu verstehen und wird immer wieder Erweiterungen oder auch Änderungen erfahren. Wenn Sie sich für diese Arbeit interessieren, dann schauen Sie doch ab und zu mal im Skriptorium vorbei.

 

 

Anmerkung

 

Da ich kein Profi in Sachen Webdesign bin und nach der Methode "learning by doing" vorgehen muss, sind Fehler und kleinere technische Pannen leider noch nicht ganz ausgeschlossen. Ich bitte um Verständnis und etwas Geduld.